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Richard Schütze

12. April 2018

Wahrheit und Relativismus – Warum von Aquin gegen Fake News hilft

Unser Zeitgeist ist durch die Nichtbeachtung beziehungsweise Negierung von absoluten Wahrheiten, Werten und Grundprinzipien geprägt. Es ist der ideologische Versuch, alles, was ist und geschieht rein innerweltlich zu begründen und bloß diesseitig zu deuten. Mensch und Welt werden als originäre Selbstschöpfung des Menschen oder eine evolutionär sich vollziehende Selbstentfaltung der Materie erklärt. Die Frage nach einer über diese welt- oder kosmisch immanenten Zusammenhänge hinausgehende sinnvolle Erklärung wird verdrängt oder wie von Karl Marx in dessen „Religionskritik“ gänzlich verboten. Diese Variante einer aufklärerischen Bewegung fußt auf ideologischen Konzepten, die das Individuum oder das Kollektiv in Form von reinem Bewusstsein oder bloßer Materie als Urgrund von allem und damit ohne ein „Jenseits“ und Transzendenz proklamieren.

Vor allem die Existenz von Grundwahrheiten wird als Einschränkung einer als grundlegend emanzipatorisch verstandenen Freiheit empfunden. Denn der Mensch, so der Grundtenor aller Spielarten des Relativismus, sei grundsätzlich nur zu subjektiv gefärbten Erkenntnissen in gesellschaftlich-historischen Kontexten fähig. Allgemein gültige Erkenntnisse in Bezug auf eine objektiv gegebene Seinswirklichkeit widersprächen dem gesellschaftlichen Pluralismus sowie der Gleichwertigkeit und –gültigkeit aller Weltdeutungen und Werte. Zugleich und in einem Atemzug aber empört man sich über  Fake News  und sogenannte „alternative Fakten“. Wer  Fake News  in die Welt postet und „alternative Fakten“ behaupte der verdrehe die Wirklichkeit und behaupte die Unwahrheit. Wer Fake News per Twitter herumzwitschere, der mache sich der „Lüge“ schuldig. Die Leugnung, dass der Mensch absolute und allgemeingültige Wahrheiten erkennen kann und es also doch Wahrheit gibt, ist eine Hauptquelle der heutigen Bewusstseinskrise und mithin auch der Kommunikations- und Debattenkultur:

Das es Wahrheit überhaupt gibt, erweist eine einfache logische Überlegung. Dieses Urwissen der Menschheit hat Thomas von Aquin auf den Punkt gebracht: wer leugnet, dass es Wahrheit gibt, gibt damit zu, dass es Wahrheit gibt. Wenn nämlich Wahrheit nicht ist, währe es wahr, dass Wahrheit nicht ist. Ist aber etwas wahr, dann muss Wahrheit als solche existieren.

Wahrheit bedeutet die Übereinstimmung einer Wirklichkeit und einem erkennenden Geist. Dabei ist zwischen Seinswahrheit (ontologische Wahrheit) und Erkenntniswahrheit (logische Wahrheit) zu unterscheiden. Die Seinswahrheit ist die Übereinstimmung der Wirklichkeit mit den Ideen des Schöpfers dieser Wirklichkeit, sei dies ein kreativer Mensch, der in der Kunst und Technik Dinge gestaltet, oder auch Gott. Die Erkenntniswahrheit beinhaltet die Übereinstimmung der Gedanken einer Person mit einer objektiv vorliegenden Wirklichkeit. Dabei „zeigt und offenbart sich die Wirklichkeit dem geistigen „Zugriff“ des erkennenden Subjekts. Der jeweilige Sachverhalt ist also das Maß für eine Erkenntnis. Eine wahre Erkenntnis setzt die Offenheit und Einsehbarkeit des Erkannten voraus. Diese Erkennbarkeit oder objektive Evidenz kommt allem Seienden zu, also sowohl der objektiven, vom menschlichen Bewusstsein unabhängig existierenden Wirklichkeit, als auch dem erkennenden Geist. Denn alles endlich (Kontingent) Seiende ist „objektivierter Geist“ Gottes, das heißt entsprechen den Ideen Gottes hat alles, was ist, eine innere Wesensform erhalten. Alle Wirklichkeit ( auch alle Materie) ist „durchgeistigt“ und „erhellt“.

Dem erkennenden Geist ist eine zweite Art von Evidenz eigen, die subjektive Evidenz. Sie bezeichnet das Ausgerichtet-Sein des Geistes auf Erkenntnis hin: Der Geist ist darauf angelegt, die Wesensform aller Dinge zu „erfassen“ und in diesem Sinne „in sich zu haben“.

Aufgrund seiner Endlichkeit aber ist der Mensch nicht fähig, eine vollständige (adäquate) Erkenntnis zu aktualisieren, also die Wirklichkeit in allen ihren Bezügen vollständig und umfassend zu begreifen. Der Mensch erkennt nur in einer inadäquaten Weise und erfasst daher nur Teilwahrheiten, nicht aber das „insgesamt aller Wahrheiten“. Doch verlangt eine Wahrheit nicht mehr als die Angleichung des Geistes an ein ins Auge gefasstes Objekt.  Wahrheiten, also auch Teilwahrheiten, sind aber immer absolut und allgemeingültig. Denn entsprechend dem obersten Prinzip der Seins- und Erkenntnislehre, dem Satz vom Widerspruch (Kontradiktionsprinzip), kann etwas nicht in Bezug auf ein und denselben Sachverhalt, Zeit, Ort in gleicher Weise wahr sein und zugleich nicht wahr sein. Auch kann, was für einen erkennenden Geist wahr ist, nicht für einen anderen zugleich unwahr sein, Der Mensch, der erkennt, dass die Dinge von Gott ihr Maß als den „objektivierten Geist“ des Schöpfers empfangen und dass die so geschaffene Wirklichkeit das Maß für eine wahre Erkenntnis ist, erkennt zugleich, dass es sittliche Pflicht ist, der Wahrheit zu dienen, das heißt wahrheits- und wirklichkeitsgemäß zu handeln (sogenannte sittliche Wahrheit). Wahrheit ist die Voraussetzung für Gerechtigkeit.

Wer Fakten bewussten unvollständig darstellt, der dient nicht der Wahrheit, sondern benutzt Aspekte der eigenen Wahrheitserkenntnis,  verdreht diese oder „reichert“ sie mit bewusst unwahren („alternativen“), aber im Kern eben falschen und gefälschten Tatsachen („Fakten“) an, um auf diese Weise ein nicht zutreffendes Bild der Wirklichkeit in einem anderen Menschen zu erzeugen. Ein auf diese Weise die Wahrheit und auch die Wahrnehmung eines Kommunikationspartners manipulierender Mensch will andere täuschen und zu einem für eigene Zwecke vorteilhaften Handeln verführen. Das ist Manipulation aufgrund von „Lügen“ anstelle von Überzeugen mit Wahrheitserkenntnissen und deren wahrheitsgemäßer, wahrhaftiger Mitteilung.

 

Richard Schütze

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