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Stefan Landsiedel

14. September 2017

Interview mit Stefan Landsiedel über die NLP Methode

1. Herr Landsiedel, Sie sind Diplom-Psychologe, Trainer für Neuro-Linguistisches Programmieren und Deutschlands größter klassischer NLP-Ausbilder. Was darf man sich von Ihrer Fachrichtung versprechen? Was nützt NLP? 

NLP ist eine Methode, mit der man sehr schnell Veränderungen bei sich selbst und anderen Menschen bewirken kann. Dabei geht es um zahlreiche Ebenen von Veränderung, z.B. das Verhalten (abnehmen, Dinge konsequenter tun usw.), die eigenen Fähigkeiten erweitern (etwas Neues lernen, kreativer werden), die eigene Einstellung zu überdenken (aus „Ich kann das nicht!“ wird „Ich gebe mein Bestes“), sich mit seinen Werten und der eigenen Identität auseinandersetzen. NLP liefert uns eine Vielzahl sehr konkreter Methoden, die für unterschiedliche Menschen sehr gut praktisch funktionieren. Darüber hinaus gibt NLP konkrete Tipps, wie wir unsere Kommunikation zu anderen Menschen verbessern können. So können wir tiefer in Kontakt mit anderen gehen, sie leichter überzeugen und Konflikte besser vermeiden.

2. Kann es tatsächlich gelingen, sich selbst auf Erfolg zu programmieren?

Ja, natürlich! Zunächst gilt es für jeden individuell herauszufinden, was Erfolg für ihn überhaupt bedeutet. Es geht im NLP ganz viel um klare Ziele, die ich auch wirklich mit allen Sinnen beschreiben kann. Dann kann ich meine aktuellen Strategien überprüfen und sie durch neue, bessere Strategien ersetzen. Das klingt einfach, verlangt aber einiges an Übung. NLP ist keine Methode, die man über Nacht lernt, es ist zwar eine sehr schnelle Methode, aber dennoch braucht es Übung und Training. Viele Menschen haben Selbstsabotageprogramme. So fehlt es zum Beispiel an Disziplin, um das geplante Sportprogramm auch wirklich durchzuziehen. Nach wenigen Tagen ist man da, wo man vorher auch war. Hier hilft es, mit NLP die eigenen Ressourcen zu aktivieren oder ein kleines Gespräch mit dem inneren Schweinhund zu führen und das Geplante dann eben doch zu machen. Mit NLP gelingt es uns also sehr gut, sich selbst zu motivieren und in nützliche Zustände zu versetzen.

3.Beschränkt sich die Wirkung von NLP auf die intrinsische Motivation oder reicht sie auch in andere Teile der Persönlichkeit? 

Motivation ist nur eine von vielen Anwendungen. Im Grunde ist NLP eine Methode, um ggf. seine gesamte Persönlichkeit zu verwenden. Es geht darum, die Freiheit zu bekommen, der Mensch zu werden, der man wirklich sein möchte. Ein Mensch, der viele unnötige innere Grenzen überwindet und sein volles Potenzial entfaltet. Manche haben vielleicht viel innere Unruhe, Stress, Ärger oder zu wenig Selbstbewusstsein. Andere fühlen sich innerlich getrieben und meinen dauernd Leistung bringen zu müssen. NLP beeinflusst die gesamte innere Kommunikation und die persönliche Entwicklung. Es macht uns viele Prozesse bewusst, so dass wir überhaupt erst in die Lage versetzt werden, uns damit auseinanderzusetzen und es zu verändern. NLP wird sehr viel im Coaching und im psychotherapeutischen Bereich eingesetzt. Die Themen und Anwendungsgebiete sind grenzenlos, egal ob in der Partnerschaft, beim Flirten, im Sport, in der Gesundheit, im Verkauf oder in anderen beruflichen Kontexten.

4.Glauben Sie, dass der, der  über Kenntnisse des NLPs verfügt, besser durch den Alltag kommt als jemand, der selbige Kenntnisse nicht besitzt?

Unbedingt. Ein NLPler lässt sich nicht so einfach von zufälligen Gedanken dazu verführen, einen schlechten Tag zu haben. Ich kann aktiv meine Stimmung beeinflussen, so dass ich morgens mir innerlich vorstelle, was meinen Tag großartig werden lässt. Wenn dann mal stressige Situationen kommen, kann er viel leichter aus dem Stress aussteigen und eine andere Haltung dazu einnehmen. Bei Gesprächen legt ein NLPler viel Wert auf die Gesprächsatmoshäre und eine gegenseitige Sympathie. Er beobachtet, fragt, hört aufmerksam hin und berücksichtigt, dass der Gegenüber eine andere „Landkarte von der Wirklichkeit“ hat. Im Umgang mit Kindern oder dem Partner kann er leichter aus Stresssituationen aussteigen und neue Lösungsmöglichkeiten finden. Schlechte Nachrichten werfen ihn nicht um. Er kann sich davon dissoziieren und sie neu überdenken. NLP macht sehr flexibel und erlaubt uns viel näher beim anderen Menschen zu sein.

Viele NLP-Strategien sind durch andere Methoden bereits bekannt geworden, aber es besteht noch viel Luft nach oben, diese auch konsequent im Alltag anzuwenden.

5.Wie können Chefs und Abteilungsleiter davon profitieren? Erleichtert es die Mitarbeiterführung und Leistungsfähigkeit? 

Chefs können zum einen besser für sich selbst sorgen und zum anderen die Methoden im Umgang mit ihren Mitarbeitern einsetzen. Sie können: 1. Klare Ziele setzen und mit dem Mitarbeiter besprechen. Dafür bietet NLP sehr ausgefeilte Werkzeuge. 2. Präzise Fragen stellen und Rapport aufbauen. Der häufigste Kündigungsgrund ist die Unzufriedenheit mit dem direkten Vorgesetzten. „Der hört mir nicht zu!“, „Er geht nicht auf meine Vorschläge ein“ … NLP trainiert in einfachen Schritten, wie man innerlich und äußerlich sehr viel empathischer wird. Durch präzise Fragemodelle kann auf einer tiefen Ebene für ein gemeinsames Verständnis gesorgt werden, ohne dass der Mitarbeiter sich angegriffen oder verletzt fühlt. Wenn Vertrauen da ist, dann gelingt die Behandlung der meisten Sachthemen sehr leicht. 3. Auf unterschiedliche Mitarbeiter unterschiedlich eingehen. Durch NLP erkennt ein Chef, dass nicht alle Mitarbeiter gleich sind und folglich auch nicht gleich behandelt werden wollen. Manche Mitarbeiter wollen gerne nach festen Regeln etwas abarbeiten. Andere brauchen mehr Freiheit, um zur Höchstform aufzulaufen. Mitarbeiter haben auch unterschiedliche Stärken und brauchen dementsprechend Aufgaben, bei denen sie ihre Stärken auch ausspielen können. 4. Coaching des Mitarbeiters. Nicht jedes Unternehmen hat immer einen einfühlsamen Coach in Petto, der sich um das Anliegen eines Mitarbeiters kümmern kann. Wenn der Chef selbst Ahnung von NLP hat, kann er viele Erfolgsblockaden des Mitarbeiters oft in einem kurzen Gespräch lösen. Aus einem Kündigungsgespräch wird plötzlich ein Motivationsgespräch und der Mitarbeiter bleibt. 5. Personalauswahl. Durch die NLP-Meta-Programme gelingt es viel leichter, die für die zu besetzende Stelle passenden Mitarbeiter auszuwählen. Auf der richtigen Stelle zu sein, fördert enorm die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter.

6.Können Sie uns ein paar kleine Tipps aus Ihrem Fach geben, die schnell umsetzbar sind aber Wirkung zeigen? 

In unserem Alltag ist es oft wichtig, unsere Zustände schnell verändern zu können, z.B. von Sorge und Angst in Optimismus und Selbstbewusstsein.

  1. Tipp:

Eine schnelle Veränderung geht über unseren Körper. Stellen Sie sich aufrecht hin, nehmen Sie die Arme nach oben. Atmen sie tief ein und aus. In dieser Körperhaltung ist es nicht möglich, sich schlecht zu fühlen.

  1. Tipp:

Stellen Sie sich ein Ziel vor, das Sie erreichen möchten. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit dafür. Nun verändern Sie die innere Vorstellung. Lassen Sie das Bild größer werden, so als würden Sie im Kino in der ersten Reihe sitzen. Wählen Sie wie bei einem guten Kinofilm einen Soundtrack aus und hören Sie ihn innerlich. Jetzt verändern Sie die Kameraperspektive. Stellen Sie sich vor, Sie wären Steven Spielberg und wollten gerade den Trailer zu Ihrem neuen Film drehen. Der Film sollte emotional und intensiv sein. Sie wollen, dass danach alle den Kinofilm sehen. Wenn Sie das mit Ihrem Ziel machen, wird es eine magnetische Anziehungskraft bekommen und Ihre Motivation, das Ziel auch erreichen zu wollen, wird sich dramatisch vergrößern.

  1. Tipp:

Sie haben ein wichtiges Gespräch mit einer anderen Person zu führen. Stellen Sie sich zur Vorbereitung vor, Sie wären diese andere Person. Am besten nehmen Sie zwei Stühle. Auf dem einen Stuhl sind Sie sie selbst und auf dem anderen die andere Person. Nun setzten Sie sich auf den anderen Stuhl und tun Sie so, als wären sie die andere Person. Orientieren Sie sich kurz, indem Sie sich fragen: Wer bin ich hier? Wie alt bin ich? Was mache ich? Was ist mir wichtig? Was will ich in dem Gespräch erreichen? Usw. Es braucht manchmal etwas Übung, um den vollen Effekt aus der Übung mitzunehmen, aber es ist erstaunlich, wie sich unser Blickwinkel auf das Gespräch verändert, wenn wir uns so gut es geht in den Standpunkt des anderen hinein versetzen. Mit diesen Informationen werden Sie ganz anders in das Gespräch gehen.

  1. Tipp:

Im Gespräch selbst nehmen Sie Ihren Gesprächspartner genau wahr. Spiegeln Sie dann ausgewählte Bereiche der Körpersprache, um dem anderen unbewusst das Gefühl zu geben: Ich bin wie Du. Viele Experimente haben bestätigt: Wenn wir Menschen mögen, ahmen wir sie nach. Dies können wir auch in die andere Richtung nutzen. Wir schwingen uns auf den anderen ein. Wenn jemand zum Beispiel sehr schnell und hektisch ist, nützt es meist nichts, wenn wir betont ruhig sind. Wir müssen dem anderen erst ein Stück entgegen gehen, um ihn dann zur Ruhe hinzuführen. Wir nennen das auch Pacing und Leading in der Fachsprache.

  1. Tipp:

Wenn das nächste Mal eine innere Stimme Ihnen sagen will: „Das kannst Du nicht!“ Dann lassen Sie diese innere Stimme mal mit doppelter Geschwindigkeit ablaufen. Die Stimme verliert sofort ihre Wirkung. Möglicherweise müssen Sie sogar lachen. Dann verändern Sie den Inhalt der Stimme. Sagen Sie etwas zu sich, was sie stärkt und unterstützt, z.B. „Ich schaffe das!“ oder „Ich werde Spaß dabei haben!“. Den Effekt können Sie noch verstärken, wenn Sie sich die positive innere Stimme lauter, kräftiger oder als die Stimme einer berühmten Person vorstellen. Als schüchterner junger Mann habe ich so in Flirtsituationen mir oft die Stimme von Tina Turner vorstellt, die für mich singt: „You are simply the Best“ – mit erstaunlich positiver Wirkung.

 

Stefan Landsiedel

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